Unsere Gesellschaft ist stark vom elektrischen Strom abhängig. Entsprechend hart würde ein Blackout Wirtschaft und Bevölkerung treffen. Die neue Informationskampagne „Schritt für Schritt Krisenfit“ bietet Unterstützung bei der Vorsorge für einen langanhaltenden und flächendeckenden Stromausfall.

Bislang gilt das deutsche Stromnetz als das stabilste in Europa. Trotzdem nehmen die Warnungen vor einem Blackout zu. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) nannte in seiner Risikoanalyse 2021 Stromausfall, Sturmflut, Hochwasser und Waldbrand als die zentralen Risiken für Deutschland. Seitdem hat sich die Lage nicht verbessert: Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen mit Russland führten zu einem deutlichen Rückgang der Gaslieferungen. Die Versäumnisse beim Ausbau erneuerbarer Energien machen sich schmerzlich bemerkbar, und auch weitere Bedrohungen wie Cyberattacken, Extremwetterereignisse und mögliche terroristische Angriffe auf kritische Infrastrukturen gefährden die stabile Stromversorgung.

Wie realistisch ein Blackout tatsächlich ist, zeigte ein Ereignis am 8. Januar 2021: Eine Überlastung in einem kroatischen Umspannwerk löste eine Kettenreaktion aus und führte zu einer Kaskade von dreizehn Abschaltungen, was eine Aufspaltung des europäischen Stromnetzes in zwei Teilbereiche zur Folge hatte. Nur die gute Vorbereitung und schnelle Intervention der europäischen Netzbetreiber konnte ein Blackout erfolgreich verhindern.

Schrittweise für den Notfall vorsorgen

Während das BBK für die Bevölkerung bereits eine Notvorratsliste veröffentlicht hat, fehlen besonders bei kleinen und mittelständischen Unternehmen Informationen zur Krisenvorsorge. Diese Lücke schließt jetzt die Kampagne „Schritt für Schritt krisenfit“, die vom Bayerischen Verband für Sicherheit in der Wirtschaft (BVSW) ins Leben gerufen wurde. Mit der Unterstützung der Gesellschaft für Krisenvorsorge (GFKV) stellt der Verband Informationsmaterial bereit, mit denen die Betriebe ihre Vorsorge auf den neuesten Stand bringen können.

Wie der Name schon zeigt, fördert die Kampagne einen stufenweisen Ausbau der Krisenvorsorge in mehreren Etappen:

Grundlage für eine gute Vorbereitung ist die Evaluierung des Ist-Zustandes. Dafür müssen die organisatorischen und auch die finanziellen Folgen eines Blackouts für die einzelnen Teilbereiche des Unternehmens überprüft werden.

Technisch gilt es zu klären, ob die Anlagen und die IT mit den starken Frequenz- und Spannungsschwankungen sowie mit Laststößen umgehen kann, die ein Stromausfall mit sich bringt. Als die Energiewende vor einigen Jahren für Schlagzeilen sorgte, haben viele Unternehmen bereits in eine Notstromversorgung investiert. Ob diese den heutigen Ansprüchen genügt gehört regelmäßig überprüft. Auch zu alter Treibstoff kann für Probleme sorgen. Manche Dieselkraftstoffe sind selbst bei luftdichter Lagerung nur bis zu sechs Monate haltbar.

Neben der Bevorratung und der Klärung von Abhängigkeiten von Zuliefernden ist auch die Kommunikation ein zentraler Punkt bei der Krisenvorsorge. Weder Internet noch das Telekommunikationsnetz würden bei einem flächendeckenden Ereignis funktionieren. Gleiches gilt für den digitalen BOS-Funk, der häufig als Backup eingesetzt wird. Batteriebetriebene Radios sind eine Option, um zumindest über die externen Ereignisse informiert zu bleiben. Auch hier sind regelmäßige Überprüfungen der Funktionsfähigkeit notwendig.

Mitarbeitende unterstützen

Auch wenn innerhalb des Unternehmens alle Vorsorgemaßnahmen getroffen wurden, muss das Personal zur Arbeit kommen können, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Bei einem längeren, überregionalen Ereignis ist das eventuell nicht mehr gewährleistet, beispielsweise, wenn Schulen und Kitas geschlossen bleiben oder pflegebedürftige Angehörige nicht mehr über den Pflegedienst versorgt werden können. Arbeitergeber sollten deshalb ihre Mitarbeitenden auch für die private Notfallvorsorge sensibilisieren und bei Bedarf unterstützen.

Übersichtliche Checklisten zum Download

Für einen einfachen Start in die Krisenvorsorge finden sich auf der Website von „Schritt für Schritt krisenfit“ Checklisten für Unternehmen, ebenso wie für die Bevölkerung und kritische Infrastrukturen, wie Pflegeheime, Feuerwehren so wie für Gemeinden und Städte. Im Herbst 2022 ist wieder eine Präsenzveranstaltung zum Thema Krisenvorsorge für kritische Infrastrukturen geplant.

Weitere Infos auf

https://www.schritt-fuer-schritt-krisenfit.de