BVSW präsentiert innovative Sicherheitstechnologien

Bild:Accurate, Besucherstrom auf der Hansesail

Die Digitalisierung verändert die Sicherheitsbranche kontinuierlich. Der BVSW hat es zu einer seiner Kernaufgaben gemacht, seine Mitglieder über Trends und Entwicklungen in der Branche auf dem Laufenden zu halten.

Einer neue Technologie befasst sich mit der Simulation von Personenströmen. Dabei lässt sich mithilfe einer Software die Bewegung von Menschen durch den Raum nachstellen, um beispielsweise neuralgische Punkte im Falle einer Evakuierung zu entdecken, Engpässe im Vorfeld zu erkennen und Fluchtwege zu optimieren. Für alle Orte, an denen viele Menschen aufeinandertreffen, lassen sich über eine Simulation die Sicherheitskonzepte auf die Probe stellen und diverse Fragen beantworten: Funktioniert das Räumungskonzept? Sind die Räumungshelfer richtig geschult? Dauert die Räumung so lange, wie im Vorfeld abgeschätzt?

Expertin auf diesem Gebiet ist Dr. Angelika Kneidl, Gründerin des Unternehmens accu:rate, das eine Software für die Simulation von Personenströmen entwickelt. Die Informatikerin promovierte gerade am Lehrstuhl für computergestützte Modellierung und Simulation der TU München, als sie erkannte, welche Bedeutung das Thema insbesondere bei den immer beliebteren Massenevents haben könnte. Es war das Jahr 2010, in dem sich bei der Loveparade in Duisburg eine Katastrophe ereignete: Bei dem Musikfestival kam es zu einem Gedränge, bei dem 21 Menschen getötet und über 500 verletzt wurden. Das Unglück ereignete sich an einer Engstelle am Zu- und Abgang des Veranstaltungsgeländes. „Die Simulationssoftware ist als Werkzeug für Sicherheitsverantwortliche konzipiert,“ sagt Dr. Kneidl. „Über sie lässt sich die Komplexität von Personenströmen analysierbar und damit besser kontrollierbar machen. Alle Verantwortlichen bekommen darüber ein Stück mehr Planungssicherheit an die Hand.“ 

Für die Erstellung einer Situation sind umfassende Daten über ein Veranstaltungsgelände oder ein Gebäude erforderlich, beispielsweise die gesamte Größe der Räumlichkeiten, die bauliche Ausgestaltung und eine Schätzung der Besucherzahlen. Anhand dieser Parameter lässt sich nachstellen, wie sich die Nutzung der Gesamtfläche gestaltet, welche Routen stark frequentiert sind und welche Bereiche möglicherweise ungenutzt bleiben. Damit lässt sich die gesamte Räumungszeit in Abhängigkeit vom Fluchtweg nachstellen und kritische Punkte, an denen Staus entstehen können, visualisieren. Während sich einzelne Engpässe auch mit herkömmlichen Methoden gut planen lassen, wird insbesondere das Zusammenspiel und die gegenseitige Auswirkung verschiedener Engpässe aufeinander in einer Simulation deutlich sichtbar.

Mittlerweile findet die Lösungen ihre Anwendung in unterschiedlichsten Szenarien, wie beispielsweise in der Besucherstromanalyse des Münchner Flughafens, als Räumungssimulation des Münchner Oktoberfests oder der Allianzarena. Sogar für die verwinkelte Architektur von Schloss Neuschwanstein ließen sich die Fluchtwege optimieren. Für eine weitere Verbesserung der Flucht- und Räumungswege und auch für eine nutzerfreundliche Architektur sollte die Simulation bereits in der Planungsphase eines Gebäudes zum Einsatz kommen. So lässt sich bereits im Voraus überprüfen, ob ein Gebäude in der Praxis auch so funktioniert, wie es vom Erbauer gedacht ist.